Dienstag, 24. Juli 2012

Von neuronalen Fehlverschaltungen oder: Warum entscheiden wir uns instinktiv für das Falsche?



Kleid: Estradeur via Nelly / Tasche: via Kleiderkreisel



Ich stehe am Herd, etwas Soße spritzt auf die kochend heiße Herdplatte.
Wenige Millisekunden für die Entscheidung: nichts tun und einen Fleck riskieren oder Augen zu und durch, wegwischen und Fingerkuppe riskieren.
Und natürlich ist die Entscheidung immer wieder die gleiche. Nicht bewusst. Nichts dazugelernt die unzähligen Male zuvor.
Und am Ende stehe ich da, den schmerzenden Finger unter dem eiskalten Strahl des Wasserhahns, laut fluchend und mit den Worten „hätte“, „würde“ und „könnte“ wild um mich werfend.


Jedes Mal, wenn ich mich mit neuronalen Verschaltungen, Synapsen, Hippocampus, Affektverhalten & Co. auseinandersetze, frage ich mich dann, ob es eigentlich ein bewusst inszenierter überirdischer Scherz ist, dass wir uns so oft „instinktiv“ für das Falsche entscheiden.

Denn am Ende ist der Herd mit seinen heißen Platten doch nichts anderes als das Leben selbst mit seinen Risiken und Gefahren.
Auch dort neige ich dazu, mich für das Risiko zu entscheiden.
Vor allem in Liebesangelegenheiten.

Laue Frühlingsgefühle, seichte Zuneigung – all das war noch nie etwas für mich.
Lieber den unsicheren Weg gehen, stolpern, stürzen.
Lieber mit dem Feuer spielen, verbrennen, nur um am Ende doch wieder nicht die Finger davon lassen zu können.

Eigentlich müsste man aus Fehlern lernen.
Eigentlich müsste man beim nächsten Mal schlauer sein.
Eigentlich müsste man anders handeln.
Eigentlich.

Aber letztendlich ist es doch so, dass wir ohne das Feuer nicht existieren könnten.
Es hält uns am Leben.
Und vielleicht ist es als Hilfeschrei unseres innersten Selbsts  zu sehen, dass wir ab und an die Hand ins Feuer halten.
Um auszubrechen aus dem Alltagstrott.
Um uns zu versichern, dass wir noch existieren,
dass wir nicht vollkommen abgestumpft sind.
Um uns zu erinnern, dass das, was wir haben, gut und wertvoll ist.

Denn am Ende ist mir das kurze Brennen der Fingerkuppe doch tausendmal lieber als ein alter verkrusteter Herd.

In Erwartung einer Brandblase,
A.

5 Kommentare:

  1. Danke, dass sich jemand endlich mal den Text durchgelesen hat. Weil um diesen geht es hier eigentlich und die Bilder sollen ihn einfach nur unterstreichen. Danke, danke, danke! :D

    Ich habe mir gerade alle deine Beiträge durchgelesen, fasziniert von deinem Schreibstil und deinen Texten. Großes Lob von mir. Hast jetzt Leser Nummer 2. Liebe Grüße:)

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    1. Vielen Dank.
      Ich fühle mich geehrt, zumal ich nie gedacht hätte, dass es auch nur eine einzige Person interessiert, was ich so von mir gebe. :)

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  2. danke für deinen lieben kommentar <3

    du hast so tolle beine <3

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  3. Oh Gott, ich liebe das Kleid!

    Liebe Grüße,
    the.perfect.disease

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