Sonntag, 8. Juli 2012

Paradoxes Kälteempfinden oder: Warum wir Emotionskrüppel sind.





In unserer Haut befinden sich zur Wahrnehmung von Temperaturen zwei verschiedene Arten von Rezeptoren: Wärme- und Kältesensoren.
Sinkt die Temperatur, so werden die Kältesensoren erregt; steigt sie, so feuern die Wärmerezeptoren.
Soweit macht unser Körper Sinn.
Wirkt jedoch übermäßig Wärme auf uns ein, so feuern zunächst die Kälterezeptoren und im heißesten Feuer überkommt uns mit einem Mal Eiseskälte.


Begründet ist dieser Sachverhalt primär darin, dass unsere Kälterezeptoren schneller leiten und wir sie überdies im Gegensatz zu den Wärmesensoren auch noch im Überfluss besitzen.
Möglicherweise lässt sich dieses Modell genauso gut auch auf unsere Wahrnehmung und unser Handeln als soziale Wesen übertragen.

Denn ist es nicht viel einfacher, zwischen sich und anderen Menschen eine Mauer kühler Distanz zu errichten, als ihnen mit emotionaler Wärme zu begegnen und Nähe zuzulassen?

Nähe zulassen, das benötigt Vertrauen.
Vertrauen wird missbraucht.
Diese Erfahrung musste gewiss ein jeder schon mal irgendwann im Leben machen.

Uns als leidenschaftlichen Opportunisten, fällt es daher oftmals unglaublich schwer, durch die robuste Kältemauer überhaupt noch emotionale Wärme wahrzunehmen, geschweige denn dass wir sie gar erwidern könnten; stattdessen reagieren unsere Kälterezeptoren.
Stets betont lässig und cool, dabei bemerken wir meist nicht einmal, dass wir an einer hochgradigen emotionalen Behinderung leiden. 

Und so stehen wir inmitten eines lodernden Feuers, die Brigade an Kältesensoren als ständige, Schutz gewährende Begleiter, die keinen Schmerz zulassen.
Es ist alles in Ordnung.
Uns droht keinerlei Gefahr.

 

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